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Gerade weil dieser Index so schwer zu messen ist, soll er in Zukunft in Israel der Massstab aller Dinge für die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Regierung sein. Die wesentlichste Kennzahl soll das persönliche Glück und die persönliche Zufriedenheit der aktuellen Regierungsspitze mit den erreichten Leistungen sein. Was für das Tierreich gilt, gilt auch für die Menschen. Der König von Bhutan hat diesen Index als Standard für das messbare Glück seiner Untertanen eingeführt.
Je mehr sie ihr ur(art)eigenes Verhalten ausleben können, desto glücklicher sind sie. Es liegt in der Natur der Politiker, sich während ihrer Amtszeit mit möglichst vielen Lorbeeren zu schmücken, die ihnen auch nach ihrem politischen Ende einen Platz in der Geschichte sichern sollen.
So gesehen muss die israelische Regierung derzeit eine sehr glückliche sein!
Israels PM sammelt, angetrieben von kaum behrrschbarem Aktivismus, weltweit neue Partner für die Aufnahme «vollständiger diplomatischer Beziehungen“.
Die als «Abraham Abkommen» hochgelobten Vereinbarungen zwischen Israel und den VAE und Bahrain, später auch mit dem Sudan, wurden von PM Netanyahu und Präs. Trump, vor allem aber auch von dessen Adlatus und Schwiegersohn Kushner als «Durchbruch» und Neuzeichnung der politischen Weltkarte hochgelobt. Man nannte sie gar «Friedensverträge», obwohl es nie einen Tag Krieg zwischen den neuen Partnerländern gegeben hatte.
Welche Absicht steht hinter diesen Verträgen? Bei den VAE sind es klar militärisch-strategische Absichten. Der Iran bedroht nicht nur Israel, sondern auch die VAE. Mit den Verträgen versichern sich die Emirate der israelischen Unterstützung im Angriffsfall und massiver Waffenlieferungen von den USA. Ob das auch vice versa gilt? Der Preis, den Israel für diese Eventualität gezahlt hat, war recht hoch, nämlich die Aufgabe der militärischen Vormachtstellung im Luftraum. Was der Trumpf in Trumps Plan war, wird zumindest kontrovers im Senat diskutiert. In Israel stiess der Deal ebenfalls sehr übel auf. War er doch von PM Netanyahu ohne Absprache mit der IDF Führung und dem Verteidigungsminister abgenickt worden. Wie immer in Israel, ohne Mitwirkung der israelischen Bürger.
Aber auch Handel und Dienstleistungsanbieter stehen bereit, um am zu erwartenden Profit teilzuhaben. Ob dieser Plan aufgeht? In den Emiraten gibt es doch fast nichts, was es nicht schon gibt. Braucht es dafür unbedingt noch israelische Geschäftsleute? Zumindest als Touristen werden die Emirate gut an den Israelis verdienen. Mehr als 10.000 Touristenmachten sich in den vergangenen Tagen auf den Weg, um die Chanukka Feiertage dort zu verbringen.
Und dass Scheich Hamad bin Chalifa al-Nahjan 50 % des als rassistisch bekannten Fussballclubs «Beitar Jerusalem» kaufte und dort in den kommenden Jahren 76 Millionen Euro investieren will, wie soll man das einordnen? Als Spleen eines Mannes, der schon alles hat? Als Teil seines Weltbildes von weitangelegter Wohltätigkeit?
Völlig unklar ist noch, welche Nutzen Israel ziehen wird, wirtschaftlich, politisch, kulturell, militärisch … Kaum vorstellbar, dass die Emiratis als Touristen Israel fluten werden. Ihre Hotels sind allemal grösser, prächtiger und – ja, leider auch – sauberer. Wer bestimmt finanziellen Nutzen ziehen wird ist die Trump Inc.
Und wie schaut es aus mit der win-win Situation zwischen Israel und Bahrain? Wirtschafts- und Tourismusminister Zayed bin Rashid Al Zayani brachte es bei seinem Antrittsbesuch auf den Punkt: «Sie werden in uns einen echten Partner, einen echten Investor und einen offenen Freund finden. Wir glauben, dass es eine echte Chance gibt, den Tourismus zwischen unseren beiden Ländern und darüber hinaus zu entwickeln. Und wir laden Sie ein und begrüßen Sie, Bahrain als Sprungbrett für den Rest der Welt zu nutzen und freuen uns darauf, Israel als Sprungbrett für den Rest der Welt zu nutzen.» Jüdische Bahrainis leben dort sehr sicher. Die Botschafterin von Bahrain in den USA ist eine Jüdin.
Und der Sudan? Worin liegt hier der messbare Nutzen? Für den Sudan liegt das auf der Hand. Im Gegenzug zur erfolgten Unterschrift strichen die USA das Land von der Liste der Staaten, die den Terror aktiv fördern. Damit stehen einem der ärmsten Länder weltweit internationale Finanzhilfen offen. Ob das Land sie nutzen wird, muss sich erst beweisen. Zu unsicher ist die politische Situation, um Vorhersagen treffen zu können. Und Israel? Vielleicht erhofft es sich mehr Sicherheit für die Region um das Rote Meer. Mit einem zuverlässigen Partner könnte es möglich sein, den Waffenschmuggel nach Gaza, der oft seinen Weg über den Sudan nahm, einzubremsen. Es wäre wirklich ein grosser Erfolg, wenn die Hamas in Gaza auf einen Lieferkanal verzichten müsste. Und um das nicht aus den Augen zu verlieren, auch für die etwa 4.000 illegalen Flüchtlingen könnte sich eine Möglichkeit ergeben, wieder in ihre Heimat zurückzukehren.
Saudi-Arabien sträubt sich noch in den Kreis aufgenommen zu werden, stellt Bedingungen. Vor allem die, dass es zuerst Frieden zwischen Israel und den Palästinensern geben muss, bevor sie eine Annäherung überdenken. Die letzte Aussage von Prinz Turki al-Faisal, in der er Israel beschuldigte, KZ ähnliche Gefängnisse für palästinensische Gefangene zu unterhalten, beendet hoffentlich jede weitere Verhandlung bereits im Keim. Dass er sich auch der redundanten Unterstellung Israel des Landraubes, willkürlicher Morde und ungebremster Kolonialisierung bediente, fällt dagegen schon fast nicht mehr ins Gewicht.
Das Abkommen zwischen Israel und Marokko hat, historisch gesehen, eine ganz andere Qualität. Zwischen beiden Staaten bestanden schon seit Jahrzehnten enge Beziehungen. Neben einem ausgeprägten Handel, der immerhin um die US$ 30 Millionen einbringt, legt das marokkanische Königshaus grossen Wert auf die Pflege des jüdischen Kulturgutes. In der Regierung gibt es jüdische Berater, und die marokkanisch-jüdische Geschichte ist Teil des obligatorischen Curriculums. Juden, die im Zuge der Staatsgründung Israels ihr Heimatland verlassen hatten, und ihre Nachkommen können schon seit einiger Zeit wieder einen marokkanischen Pass beantragen.
König Mohammed VI gilt als der reichste Mann Afrikas, aber auch als der liberalste Herrscher der arabischen Staaten. Während seiner bisher 21-jährigen Regierungszeit hat er das Land geöffnet und modernisiert. Und trotzdem ist das Land noch weit entfernt davon, als hochentwickelter Staat zu gelten. Der noch amtierenden Präs. Trump hat zugesagt, die Wirtschaft mit US$ 3 Milliarden zu unterstützen.
Im Gegenzug für die Ratifizierung des Abkommens hat er die Besatzung der Westsahara durch Marokko anerkannt. Eine einsame Entscheidung, die weltweit und auch innerhalb seiner eigenen Partei auf heftige Kritik stösst. Ihm ist das gleichgültig, seine Amtszeit ist bald vorbei und dann, so mag er denken, sollen sich andere mit den Scherben, die er hinterlässt, auseinandersetzen. Auch hier wird die Trump Inc. In der nahen Zukunft gute Geschäfte tätigen.
Und nun, seit gestern, gibt es einen weiteren «Partner», Bhutan. Diesmal ausgehandelt zwischen indischen und bhutanischen Diplomaten. Unterschrieben wurde die Vereinbarung vom israelischen und dem bhutanischen Botschafter in Indien. Der kleine Himalaja-Staat unterhält derzeit nur mit 54 Staaten diplomatische Beziehungen. Worin nun genau der gegenseitige Nutzen bestehen wird, ist derzeit noch völlig unklar. Aber irgendwo muss er verborgen ein. Denn es gab, wie mittlerweile bekannt wurde, in den vergangenen Jahren immer wieder diplomatische Gespräche.
Vielleicht, und das wäre mehr als wünschenswert für unser derzeit politisch, wirtschaftlich und gesundheitlich krisengeschütteltes Land, ist es ja der «Bruttonationalglücks-Index», er uns bald zur Verfügung steht.
So könnten dann alle Israels teilhaben an dem, was unser PM offensichtlich schon für sich entdeckt hat!
© esther scheiner, israel