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Nein, die Frage ist nicht, wer die berühmten Ricola ® Kräuter Bonbons erfunden hat – diese Frage muss man klar mit „Die Schweizer“ beantworten.
Zu den neuesten Ausgrabungen in der Nähe von Jaljulia erhob sich für Amanda Borschel von der Times of Israel die Frage, ob sich dort vielleicht die erste Produktionsstelle von „Schweizer Militärtaschenmessern“ befunden haben könnte.

Das erste Schweizer Militär Taschenmesser
Ab dem Jahr 1890 wurden für das Schweizer Militär die ersten Taschenklappmesser hergestellt, die erste Serie kam noch aus der deutschen Messerstadt Solingen. 1891 übernahm der Schweizer Hersteller von chirurgischen Geräten Karl Elsener die Produktion und benannte die Firma nach seiner Mutter Victoria. Später, als für die Produktion rostfreier Stahl zur Verwendung kam ergänzte der den Namen um das Kürzel „Inox“. Das war die Geburtsstunde der heute weltweit bekanntesten Taschenmesser. Vom handlichen Kleinstmesser mit nur einer Klinge bis hin zum wahrlichen Giganten variiert das Angebot. „The Giant“, wohl kaum alltagstauglich, wurde 2006 produziert und wurde prompt in das Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Alle 87 bisher produzierten Werkzeuge mit 141 verschiedenen Funktionen wurden zu einem Messer vereint. Der Preis des Monsters belief sich auf US$ 1.000.
Wer über die Yitzak Rabin Autobahn fährt, die sich über 170 km von Yoqneam im Carmel Gebirge bis nach Be’er Sheva am Rande der Negev Wüste hinzieht, durchquert ganz unterschiedliche Regionen. Auf den ersten Kilometern bestimmen die vier Kamine des Kraftwerks Hadera den Horizont. Die Entfernung zum Mittelmeer beträgt nur wenige Kilometer.
Es ist die schmalste Stelle von Israel. Die Landschaft westlich der Autobahn ist weitgehend geprägt von Obstplantagen, mehrheitlich Bananen.
Im Osten liegen die Hügel von Samaria, das bis zur Vereinigung des Landes durch König David, das Königreich Israel darstellte. Hier liegen zahlreiche arabische Orte, deren Skyline durch goldene und grüne Minarette geprägt ist.

Qalqiliya
Hier verläuft auch ein Teil der tatsächlichen „Mauer“. Hinter der Mauer liegt Qalqilya, eine Stadt mit etwa 50.000 Einwohnern. Warum hat Israel gerade hier den Grenzverlauf mit einer echten Mauer gesichert? Qalqilya gehört entsprechend dem Oslo Abkommen zur Zone A und steht damit ausschliesslich unter palästinensischer Verwaltung. Nachdem jedoch während der Al-Aqsa-Intifada (2000 bis 2005) zahlreiche Terroristen aus diesem Ortsgebiet kamen, die zumeist von der Hamas in Gaza ausgebildet worden waren, konnte die Sicherheit der israelischen Gebiete nicht mehr sichergestellt werden. Um den Zugang nach Israel deutlich zu erschweren, entschloss sich die IDF, zeitweilig die Kontrolle über das Gebiet zu übernehmen. Gleichzeitig wurde mit dem Bau der Mauer begonnen. 3,5 Kilometer ist sie hier lang. Qalqilya ist vielleicht der Ort, dessen Bürger am heftigsten für die Untaten von Wenigen büssen müssen. Seit 2003 ist der Ort nur mehr über zwei Checkpoints zugänglich. Von der ehemals ertragreichen Landwirtschaft profitieren sie nicht mehr, die meisten Gebiete fielen den Grenzanlagen zum Opfer oder liegen jenseits der Autobahn, früher einmal durch Tunnel erreichbar. Selber schuld? Diesen Zynismus möchte ich mir nicht erlauben. Aber, hier wird spürbar, welche Folgen eine andauernde virulente Gefahr für die Sicherheit Israels mit sich bringt. Seit es die Mauer gibt, sind die Anschläge deutlich weniger geworden. Die Mehrtausend Autofahrer, die täglich die Autobahn benutzen, können sich so vor Steinen und Molotow Cocktails sicher fühlen, die früher regelmässig geworfen wurden. Die Lösung? Sie ist leider nicht in Sicht. „Einfach aufhören mit dem Terror“, wird in Israel immer wieder als Allheilmittel vorgeschlagen. Aber wie lange muss dann die gewaltlose Probezeit sein, die als Basis für „vertrauensbildende Massnahme“ gelten kann? Ein Jahr? Zehn Jahre? Immerhin, es wäre ein Anfang. Die Stadt Mühlheim an der Ruhr hat eine Städtepartnerschaft mit Kfar Saba, der israelischen Nachbarstadt. Mit Qalqilya haben die Westfalen immerhin schon eine Vorstufe dazu, die Städtefreundschaft.
Nahe der Grenze zum ehemaligen Königreich Juda liegt, wenige Kilometer südlich von Kfar Saba Jaljulia, eine arabische Stadt mit etwa 10.000 Einwohnern. Ausgrabungen vom Jahr 2010 belegten, dass der Ort bereits zur Zeit der Mamelucken besiedelt war.
Die Thora benennt fünf Orte, die den Namen „Gilgal“ (wenn auch in verschiedenen Schreibarten) tragen. Zurückgehen mag der Name auf den „Steinhaufen der Erinnerung“ der von Jakob und seinem Schwiegervater Laban aufgeschichtet wurde (Gen 31;48 – 54). Laban benannte ihn mit dem aramäischen Namen „Jegar Sahaduat“ während Jakob ihn als „Gal Ed“ bezeichnet. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus die römische Ortsbezeichnung „Galgulis“.
Auf dem heutigen Ortsgebiet von Jaljulia befand sich nachweislich in byzantinischer Zeit eine Siedlung mit dem Namen Ǧilǧūlije. Vieles spricht dafür, dass der Name Jaljulia auf diese byzantinische Bezeichnung zurückgeht. Frühere Grabungen erbrachten Funde aus der Eisenzeit, sowie einige Mosaikarbeiten. Die Eisenzeit in der Levante wird datiert mit dem Zeitraum 1200 bis 500 BCE.
Lange Zeit vor der Landnahme durch die Israeliten, die ihre Spuren überall hinterliessen, war die Region keinesfalls unbesiedelt. Die Zeugen dieser Besiedlung liegen unter mehr oder weniger dicken Erdschichten verborgen. Wann immer in Israel ein grösseres Bauvorhaben geplant wird, tritt zunächst die Israel Antiquities Authority in Aktion. Bevor sie nicht das gesamte Baugebiet genauestens untersucht haben, darf kein Bauprojekt gestartet werden.
Eines der neuen Projekte ist die Überbauung der zwischen Schnellstrasse 531 und Autobahn. Hier sollen neue Brücken, Auf- und Abfahrtsysteme helfen, den immer stärker werdenden Verkehr zu entlasten.
Von der arabischen Kleinstadt Jaljulia führt die 531 nach Westen in die dicht besiedelte Hightech Region um die Küstenstadt Herzliya. Eine Verbesserung des Verkehrsflusses ist dringend notwendig.

Jaljulia mit dem trockenen Wasserlauf des Quana
Auf dem Bild erkennt man einen trockenen Flusslauf. Während und nach der Regenzeit führt der Quana heute noch reichlich Wasser. Vor 500.000 Jahren wird es wohl noch mehr gewesen sein. Der Fluss entspringt in den Hügeln Judäas und endet im Yarkon, der nördlich von Tel Aviv ins Mittelmeer fliesst.
Unsere Vorfahren fanden hier alles, was sie zum Leben brauchten. Reichlich Trinkwasser und Nahrung, Tierherden zum Jagen und Feuersteinknollen, die mit dem Wasser herangeschwemmt wurden.
Es dürften unsere afrikanischen Vorfahren gewesen sein, die vom Gebiet südlich der Sahara aus nach Osten und Norden wanderten. Die ältesten Funde stammen aus der der frühen Eiszeit. Diese dauerte von 1.9 Millionen bis 700.000 Jahre BCE. Als im Jahr 1891 die ersten Skelett-Fragmente auf Java gefunden wurden, glaubte man zunächst an die Entdeckung einer neuen Spezies von Menschenaffen. Erst der Fund eines kompletten Oberschenkelknochens liess die Erkenntnis zu, dass es sich um eine Übergangsform zwischen Menschenaffen und Menschen handelte, die sich durch einen aufrechten Gang auszeichneten. AB 1950 wird die wissenschaftliche Bezeichnung „Homo erectus“ eingeführt.
Unser biologischer Stammvater hatte nun einen Namen.
In Europa entwickelte sich aus dem „Homo erectus“ der Neandertaler. Irgendwann mögen sich die beiden Gruppen auf ihren Wanderungen begegnet sein. Im Laufe der Evolution hat der Neandertaler den Kampf um die Weiterentwicklung verloren.
In Europa, Asien und Ostafrika begann der Siegeszug des „Homo erectus“. Im Laufe der Jahrzehnte, mit zunehmend verbesserter Forschungstechnik gewann man ein umfassendes Bild. Besonders aufschlussreich war der Fund des nahezu komplett erhaltenen Skeletts vom „Turkana Boy“ aus Afrika im Jahr 1984. Unser Vorfahr erreichte eine Körpergrösse von maximal 1.80m und war von kräftigem Körperbau. Das Gehirnvolumen umfasste 650 – 1250 cm3, die kindliche Wachstumsphase, bei der auch das Gehirn wächst, ist wesentlich kürzer, als sie heute ist. Berits im Alter von 1 Jahr verfügte das Kleinkind über etwa 80% des Hirnvolumens eines Erwachsenen. Beim „Homo sapiens“ beträgt das Hirnvolumen 1100 – 1800 cm3, das einjährige Kind erreicht davon etwa 50%.

Der Turkana Boy
Die aufgefundenen Zähne lassen auf eine Mischkost schliessen.
Die Ausgrabungen in Jaljulia beweisen, dass unser Urvater keinesfalls der ungeschickte, unerfahrene Jäger war, für den man ihn jahrelang hielt. Massenhafte Funde von Jagdgerätschaften aus Feuerstein zeigen, dass es den Jägern nicht nur gelang, den Stein so zu bearbeiten, dass er mit scharfen Kanten und einer pfeilartigen Spitze geeignet war, Tiere zu töten und zu zerteilen. Aufgefunden wurden auch komplexere Werkzeuge. Dazu wurden die Steine an einer Seite so bearbeitet, dass man sie zur Verlängerung an einem Holzstock befestigen konnte.
Unsere Vorfahren waren Nomaden. Sie kannten die besten Plätze, um im Laufe des Jahres ihrem Stamm das Überleben zu sichern. Israel war einer davon!
©esther scheiner, israel